Neue Trassenplanung oder Mogelpackung?

Beitragsbild: Quelle Tennet TSO GmbH


 

Viele Bürgerinitiativen gegen SuedLink wurden Ende Juli von Übertragungsnetzbetreiber TennneT angeschrieben. Leichte Verwirrung machte sich breit, denn man lernt im Laufe der Zeit (des Widerstandes gegen HGÜ-Trassen) zwischen den Zeilen zu lesen – oder zumindest zu suchen. Da wir zurzeit auf die angekündigten Gesetzesänderungen warten, waren wir doch etwas überrascht, warum sich die Fa. TenneT wieder einmal so weit aus dem Fenster lehnt:

  • Notwendigkeit von SuedLink bestätigt
  • Koalition befürwortet Stammstrecke für beide Vorhaben
  • Allgemeiner Vorrang Erdkabel bei SuedLink

Es hat sich nichts geändert. Seit wir Bürgerinitiativen versuchen diese Monstertrassen zu verhindern, wird uns Gesprächsbereitschaft vorgegaukelt. Tarnen und täuschen,  die bewährte Strategie im Trassenpoker. Für TenneT geht es um sehr viel Geld und die Feststellung, dass die Planung möglicher Trassenkorridore neu aufgesetzt werden muss bedeutet nur, man wird weiterhin versuchen die eigenen Interessen bei Politik und BNetzA durchzusetzen.

„Wir hatten uns deshalb bereits in der Vergangenheit erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Kabeloption bei SuedLink nicht nur auf die Verbindung Wilster-Grafenrheinfeld beschränkt ist. Die mit dem Erdkabel verbundenen Möglichkeiten möchten wir bei der weiteren Planung von SuedLink entschlossen ausschöpfen.“(TenneT TSO GmbH)

Märchernstunde ala TenneT – der Wolf hat Kreide gefressen. „Neue Trassenplanung oder Mogelpackung?“ weiterlesen

Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan

Von Seiten der Bundesnetzagentur wird immer wieder darauf hingewiesen, dass der Ausbau der Stromübertragungsnetze von zentraler Bedeutung für das Gelingen der Energiewende sei. Die Integration der Erneuerbaren Energien und der Ausstieg aus der Kernenergie, werden in allen Stellungnahmen als Dringlichkeitsgrund für den zügigen Netzausbau aufgeführt.

Da der Ausbau des Stromnetzes als gesamtgesellschaftliche Herausforderung erkannt wird, ist man bestrebt die Bevölkerung zu informieren und an den Verfahren zum Netzausbau und somit an der Gestaltung der Energiewende zu beteiligen. Einschätzungen, Ideen und Hinweise sollen in die abschließende Beurteilung der Netzentwicklungspläne einfließen. Soweit die Theorie. Doch nach den Erfahrungen aus dem „Bürgerdialog“ mit ÜNB TenneT bzw. der Bundesnetzagentur in den vergangenen Wochen und Monaten zum Thema SuedLink muss man uns folgende Frage erlauben:

„Werden unsere Bemühungen zu konstruktiver Mitarbeit ernst genommen, oder betrachtet man die Beteiligung der Öffentlichkeit als Alibihandlung um den politisch vorgegebenen Rahmenbedingungen zum Planungsverfahren gerecht zu werden? Mitreden ja, aber mitbestimmen nein?“

Wir befürworten die Energiewende und sehen diese als einzige Chance für nachfolgende Generationen in einer intakten Umwelt leben zu können. Wir erwarten Entscheidungen, die sich nicht ausschließlich an wirtschaftlichen Interessen orientieren, sondern am Wohle der Menschen, im Sinne von Lebensqualität, Gesundheit, Nachhaltigkeit und dem verantwortungsbewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen unseres Landes, sprich dem Schutz von Umwelt und Natur. Mit dem Netzentwicklungsplan werden die Weichen für das zukünftige Stromnetz in Deutschland gestellt.

Die Bundesnetzagentur stellt den aktuellen Netzentwicklungsplan zur Konsultation. Die Stellungnahmen aus der Bevölkerung können den Widerstand gegen die SuedLink-Trasse sichtbar machen und ein deutliches Zeichen gegen den überdimensionierten Netzausbau setzen.

Am 15. Mai 2015 endet die Frist zur Äußerung zum Netzentwicklungsplan 2014 / 2. Entwurf (Zieljahr 2024)

In vielen Gesprächen mit betroffenen Bürgern haben wir feststellen können, dass  die Ängste und Befürchtungen gegenüber der HGÜ-Trasse sehr ähnlich sind. Dies sollte auch bei den anstehenden Entscheidungen der BNetzA zu weiteren Netzausbaumaßnahmen berücksichtigt werden.

Wir haben einige der geäußerten Bedenken in Textbausteinen verarbeitet und stellen diese der Öffenlichkeit gerne als kleine Motivationshilfe für eine persönliche Stellungnahme zur Verfügung.  Beteiligen Sie sich am Konsultationsverfahren, denn SuedLink geht uns alle an! Das Worddokument können Sie jederzeit verändern, bzw. um eigene Argumente ergänzen. Senden Sie Ihren Einspruch per Post oder per Mail an die Bundesnetzagentur und helfen Sie mit, diesen Trassenwahn zu verhindern!

Stellungnahme… ein Klick und Sie sind dabei!

Bundesnetzagentur
Stichwort: Netzentwicklungsplan/Umweltbericht
Postfach 80 01
53105 Bonn

nep2024-ub@bundesnetzagentur.de

Ergebnis BI Konvent? Weiter so!

Es war ein Erfolg, darüber waren sich alle Beteiligten einig. Der Konvent der Bürgerinitiativen in Fulda war die erste Veranstaltung dieser Art im Osthessischen Raum. Die anwesenden Vertreter aller Fachbereiche von Politik, Verwaltung über Wirtschaft und Wissenschaft stellten sich den Fragen des Publikums und die knapp 300 Teilnehmer nahmen die Möglichkeit zur Information auch gerne wahr. Das Thema SuedLink erhält immer mehr an Dynamik und für die Arbeit der Bürgerinitiativen gab es auch Anerkennung von Seiten der TU Ilmenau, die zurzeit eine wissenschaftliche Studie zum Thema durchführt. Dipl.-Medienwiss. Marco Bräuer war selbst am Konvent in Fulda anwesend und sah sich durch die aus dieser Veranstaltung gewonnenen Eindrücke veranlasst die Frist zur Umfrage zu verlängern.

…als aktive Mitglieder und Mitstreiter in Bürgerinitiativen tragen Sie dazu bei, dass die Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Themenfeld Ausbau der Stromtrassen (Netzausbau) von der Öffentlichkeit und von den politisch Verantwortlichen wahrgenommen werden. Über Ihre Meinungen und Einschätzungen möchten wir, eine Forschergruppe der Technischen Universität Ilmenau, im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie mehr erfahren, denn die Bürgerbeteiligung ist für die Demokratie von großer Bedeutung.

Fazit Politik:

Dem OB Wahlkampf in Fulda geschuldet, waren auch alle politischen Fraktionen stark präsent, allerdings hätte man sich gewünscht, etwas länger die Gelegenheit zum Gespräch zu finden. Was auch Bernd Herbold vom Hessischen Landesverband der Bürgerinitiativen gegen SuedLink in seinem kämpferischen Grußwort deutlich zum Ausdruck brachte. Viel Zeit nahm sich jedoch Herr Vogel, Bürgermeister von Motten und Vorsitzender des Vereins „RhönLink e.V.“, sein Engagement gegen SuedLink ist beispielhaft und so setzte er in seiner engagierten Rede ein deutliches Zeichen zur bayerischen Position im geplanten Stromnetzausbau. Am Energiedialog in Bayern war er aktiv beteiligt und seine Aussage zum weiterhin nicht festgestellten Bedarf der Stromtrasse SuedLink sollte ein Signal für unsere Bürgerinitiativenarbeit sein: Wenn das OB nicht geklärt ist, brauchen wir über das WO und WIE nicht zu sprechen. Recht hat der Mann!

Während sich Bundes- und Landtagsabgeordente von CDU, SPD und FDP teilweise in altbewährter Manier gegenseitig die Verantwortung für die ungeklärte und verwirrende Haltung zum Thema Mindestabstand gaben, war Frau Schott von der Partei DIE LINKE klar positioniert. SuedLink behindert die Energiewende und unterstützt die fossilen Kohletechniken. Mit dem Ausbau der Starkstromnetzte würde die  Anbindung von Braun- und Steinkohlekraftwerken an das europäische Energiesystem weiter gestärkt. Frau Schott sieht dies als einen Schritt in die falsche Richtung und fordert den Aus- und Aufbau dezentraler Energieerzeugung, mit Förderung von Forschung und Entwicklung von Speichertechnologien und Kraft-Wärme-Kopplung.

Fazit Wirtschaft:

Die Thematik Erdverkabelung wurde durch die Firma  ABB und das Planungsbüro Infranetz abgedeckt. Möglichkeiten und Chancen  dieser Alternative zum Freileitungsbau sind dort interessant, wo man im Zuge von Netzverstärkung bestehende Stromtrassen  unter die Erde bringen könnte. ABB machte gleichzeitig deutlich, dass man bei SuedLink nicht von einer Vollverkabelung ausgehe und diese Möglichkeit auch nicht beleuchte. Ein Rückschlag für alle Erdkabel-Fans, aber ein Grund mehr den SuedLink weiterhin in Frage zu stellen. Unterschiedliche Standpunkte zwischen Herrn Rennert von Infranetz und der Bundesnetzagentur sorgten für Unmutsäußerungen aus dem Publikum, denn der Versuch eines Vertreters der BNetzA Wechselstrom- bzw. Gleichstromübertragung miteinander zu verknüpfen und dadurch gezielte Fehlinformationen zu streuen, scheiterte bereits im Ansatz. Das ist engagierte Bürgerbeteiligung und alle Entscheidungsträger sollten sich darüber im Klaren sein, dass man den Bürgerinitiativen nichts mehr vormachen kann.
Infranetz :  
Infranetz Systembeschreibung vom 09.08.15 (auf Wunsch der Fa. Infranetz wurde der ursprüngliche Vortrag durch aktuelle Daten ersetzt)
ABB: 2015-03-14 Erdverkabelung im Bereich HGÜ-Leitungen

Fazit Verwaltung:

Dr. Serong, Fachbereichsleiter bei der Bundesnetzagentur für SuedLink, war in seinem Vortrag bemüht, den Bedarf für die Trasse als gegeben festzustellen, allerdings konnte er sich nur darauf berufen, dass die Politik in der Verantwortung stehe und nicht die Bundesnetzagentur als zuständige Behörde. Gleichzeitig beteuerte er aber, dass sich die BNetzA verantwortungsbewusst mit den Hinweisen und Eingaben von Seiten der Bevölkerung und der Träger öffentlicher Belange auseinandersetzen werde und eine sorgfältige Prüfung aller Einsprüche garantiere. Herr Dr. Serong und seine Mitarbeiter waren im anschließenden Workshop gefragte Ansprechpartner und so hatten viele interessierte Bürger die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch.
Dr. Jochen Patt:   2015-03-14 Bedarf und Notwendingkeit von Suedlink
Dr. Sven Serong:   2015-03-14 Stand der Bundesfachplanung

Fazit Wissenschaft:

Über die negativen gesundheitlichen Auswirkungen einer HGÜ-Trasse konnte Prof. Dr. Martin die interessierten Bürger/innen informieren und gleichzeitig davor warnen. Vielen von uns bleibt es nach diesem Vortrag rätselhaft, wie man bei der Planung neuer Höchststromtrassen so nachlässig mit der Gesundheit von Menschen umgehen kann. Besorgnis erregend auch das Statement, sobald man erkenne, dass Grenzwerte bei bestimmten Projekten nicht eingehalten werden können, werden sie teilweise einfach höher angesetzt. 400 m Mindestabstand  zur Bebauung empfiehlt  Prof. Dr. Martin in jedem Fall bei Freileitungen, also auch im Außenbereich für Einzelbebauung. Dies sollte vor allem für die Entscheidungsträger bei SuedLink ein weiterer Grund sein, die gesundheitlichen Bedenken ernst zu nehmen.
Prof. Hans Martin: 2015-03-14 gesundheitliche Gefährdungen von elektr. und magn. Feldern

 

Fazit Bürgerbeteiligung:

Diejenigen, die am Samstag den Weg in die Orangerie gefunden hatten, konnten sich von aktiver Bürgerinitiativenarbeit überzeugen und die seltene Gelegenheit wahrnehmen, direkt vor Ort mit Bundesnetzagentur und Politik über die Missstände in der bisherigen Informationspolitik der Fa. TenneT zu diskutieren und den eigenen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Es ist noch ein weiter Weg, bis alle Fachbereiche den optimalen Lösungsansatz für eine bürgerfreundliche Energiewende finden, aber der Konvent in Fulda hat gezeigt, dass auch wir als betroffene Bürger/innen  eine Stimme haben können, wenn wir bereit sind, unsere Verantwortung konstruktiv wahrzunehmen.

Der BI Fuldatal und der Stadt Fulda bleibt für die Organisation der Veranstaltung zu danken und für die Bürgerinitiativen wünschen wir uns in Zukunft noch mehr engagierte Mitarbeiter/innen.

 

Beitragsaktualisierung: 09.08.2015

Energiewende, schon am Ende?

Der Umstieg auf Erneuerbare Energien stellt Deutschland vor gewaltige Aufgaben. Eine Energiewende ohne Plan und Ziel verschärft die Situation und bringt Wirtschafts- und Energieminister Gabriel erheblich in Bedrängnis. Der Unmut in der Bevölkerung verstärkt sich zunehmend und wen wundert es da, wenn immer mehr Menschen auf die Straße gehen und demonstrieren. Weder beim geplanten Ausbau der Windkraft in Hessen (Demo in Fulda am 28.02.2015), noch bei den Planungen zu den Megastromtrassen (Demo in Fulda am 06.03.2015) durch unser Land ist ein schlüssiges, nachvollziehbares und vor allem zukunftsgerichtetes Konzept erkennbar.

Für SuedLink hat die Bundesnetzagentur gerade heute (Beitrag in Osthessen News 19.02.2015) wieder ein deutliches Zeichen gesetzt: Der Antrag von TenneT wurde in der jetzigen Form abgelehnt. Dies ist ein Teilerfolg des Bürgerprotestes der verdeutlicht, man kann sich Gehör verschaffen und man kann etwas bewirken, indem man mit handfesten Argumenten überzeugt. Verfolgt man jedoch zeitgleich im Fernsehen (HR Schlossplatz 1 – Sendung vom 18.02.2015) die politische Diskussion zum Thema, muss man staunend erkennen, dass gerade SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN immer noch am Bürgerwillen vorbei Entscheidungen erzwingen wollen, ohne auch nur im Ansatz verstanden zu haben, worum es eigentlich geht. Nichts scheint sich in den Köpfen von Herrn Schäfer-Gümbel und Frau Dorn in den letzten Wochen bewegt zu haben. Mit den vagen Aussagen zu verbindlichen Abstandsregelungen und dem Spruch  „Windstrom aus dem Norden muss nach Bayern gebracht werden“ kann man heute nicht mehr punkten. Zuviele Fakten lassen inzwischen die wahren Hintergründe dieser Politik erkennen – und diese haben weder mit Energiewende, noch mit gesicherter Stromversorgung in Deutschland zu tun.

Vattenfall will seine Kohlekraftwerke abstoßen, E.ON trennt sich von Atomkraft, Kohle und Gas. Die großen Energieversorger wollen sich auf die Erneuerbaren Energien konzentrieren um zukunftsfähig zu bleiben. In anderen Worten, etwas überspitzt ausgedrückt, die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Und die Altlasten? – Nun, wir ahnen bereits, wer auf denen sitzen bleiben wird, denn die Folgen des deutschen Atomausstiegs sind  Streitpunkt vor dem mächtigsten Schiedsgericht der Welt, ICSID in Washington, wo Vattenfall – und auch E.ON – gegen die Bundesregierung klagen:

…Exakt 4 675 903 975,32 Euro fordern die Schweden von der Bundesregierung zurück – zuzüglich vier Prozent Zinsen – weil der Bund nach der Katastrophe von Fukushima die Pannenkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel wegen Sicherheitsbedenken aus dem Verkehr zog. Die Schweden. So dachte es bislang jedenfalls die deutsche Öffentlichkeit – und so dachten auch weite Teile der deutschen Politik. Denn für die Details der Klage von Vattenfall gilt in Deutschland höchste Geheimhaltungsstufe. Nicht mal Parlamentarier bekommen die Unterlagen zu Gesicht. Außer Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und einigen Beamten seines Ministeriums kennt kaum jemand die ganzen Ausmaße des Rechtsstreits…
(Quelle: sueddeutsche.de)

RWE fordert Schadensersatz in Millionenhöhe wegen der vorzeitigen Abschaltung des Atomkraftwerkes Biblis und obwohl Ministerpräsident Volker Bouffier alle Vorwürfe zurückweist durch ein Schreiben an den ehemaligen RWE Chef diese Schadensersatzklage erst ermöglicht zu haben, die ehemaligen AKW Betreiber wollen aus dem angeordneten vorzeitigen Atomausstieg den letzten Profit herausschlagen. Auch wenn aus dem Bundesministerium verlautet wird:

„Berechtigte Ansprüche der AKW-Betreiber gegen den Bund vermögen wir jedenfalls nicht zu erkennen“

werden die großen Energiekonzerne alles daran setzen sich ihrer Verpflichtungen zu entziehen. Die Kosten der Endlagerung von Atommüll übersteigen unsere Vorstellungskraft und die alleinige Verantwortung die uns dafür aufgebürdet werden soll, ist fast nicht zu schultern.

Und dennoch versucht Wirtschaftsminister Gabriel alles um den Weg für die Mächtigen dieser Welt zu ebnen, wie erst kürzlich durch die Reform des EEG 2014 geschehen. Selbst in den eigenen Reihen kritisch beurteilt, empfindet man sein Auftreten in der Öffentlichkeit teilweise als arrogant und herablassend und kann sich die Beratungsresistenz nicht erklären. Der BUND schreibt zu den Gesetzesänderungen:

Statt das Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger und Gewerbetreibender vor Ort zu unterstützen und der Weiterentwicklung verbrauchsnaher Projekte mit erneuerbaren Energien den Weg zu ebnen, macht die Bundesregierung genau dies mit dem EEG 2014 erheblich schwerer. Es kostet viele Arbeitsplätze und steht im Widerspruch zum Klimaschutz. Es droht nicht nur ein Verfehlen der Ausbauziele für Wind- und Sonnenstrom, sondern auch des nationalen Klimaziels von 40 Prozent CO2-Reduktion bis 2020. Für die Betreiber von Kohlekraftwerke ist diese Reform wie ein Schonwaschgang. Je stärker die Energiewende ausgebremst wird, desto länger können die Klimakiller laufen.

Ein Viertel des Stroms wird nach wie vor aus Braunkohle gewonnen. Ein klimaschädliches Kohlekraftwerk produziert jedes Jahr ca. 25 Millionen Tonnen CO2. Schwermetalle, Blei, Schwefel, Quecksilber –  niemand macht sich Gedanken über verwüstete Landstriche in Brandenburg, über Existenzen die vernichtet werden, über Dörfer die alternativlos dem Tagebau weichen müssen und über die hohen gesundheitlichen Risiken denen die Menschen ausgesetzt sind. Den ganzen Wahnsinn sichtbar macht ein ZDF Beitrag zur Zukunft der Braunkohle – beängstigend und gleichzeitig mahnend. Erschreckend, wie sich die Menschen teilweise hilflos einem Schicksal ergeben müssen, wo Umwelt, Natur und Heimat rücksichtslos zerstört werden. Und die Politik schafft die Rahmenbedingungen, dass dieser Irrsinn weitergeht.  Der Handel mit günstigen CO2 Zertifikaten floriert, sodass emissionsarme Gaskraftwerke keine Überlebenschancen haben.

Wenn die Energiewende gelingen soll, müssen resortübergreifende Konzepte entwickelt werden. Umwelt, Forschung und Wirtschaft, auf einer gemeinsamen Linie – Wissen und Möglichkeiten verknüpfen und schrittweise weiterentwickeln, bedarfsgerecht und erweiterbar auch im Sinne von Europa. Aber mit den Menschen und für die Menschen in Deutschland. Dann ist die Akzeptanz auch gewährleistet.

Lebendige Demokratie erfordert Einsatz, daher dürfen wir nicht müde werden Unrecht anzuprangern und zu entlarven. Wenn sich Konzerne auf unsere Kosten bereichern wollen, wenn man mit der Androhung von Arbeitsplatzverlust versucht die Menschen einzuschüchtern, dann sollten wir hellhörig werden. Viele ehemalige Politiker haben in ihrem „zweiten Leben“ ein Betätigungsfeld in der Wirtschaft gerade in den von Ihnen über Jahre hinweg vertretenen Resorts gefunden. Denkt Sigmar Gabriel auch schon in diese Richtung? Ist er deshalb von Lobbyisten abhängig und ihnen hörig? Doch noch ist er den Menschen in seinem Land verpflichtet und das sollten wir ihm jeden Tag verdeutlichen.

 

 

 

 

Da staunt selbst die Kuh!

Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider hat sich im Zuge der 67. Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen gegen eine Erdverkabelung von SuedLink ausgesprochen. Begründung? Verlust landwirtschaftlicher Fläche durch Wärmeabstrahlung entlang der Kabelgräben und damit verbundene Bodenaustrocknung.

Herr Schneider hat in einem Punkt Recht, der weitere Stromnetzausbau sollte erst bei nachgewiesenem Bedarf erfolgen und somit könnten die Bürgerinitiativen gegen Suedlink und der Präsident des Hessischen Bauernverbandes einen gemeinsamen Nenner im Kampf gegen diese Monstertrasse finden. Die Notwendigkeit des SuedLink steht immer noch zur Diskussion und der wahre Grund für dieses Pilotprojekt – Stromhandel weit über Deutschlands Grenzen hinweg, auch mit Einspeisung von Kohle- und Atomstrom – muss immer wieder deutlich benannt werden. Der SuedLink schwächt die Entwicklungsmöglichkeiten der dezentralen Energieversorgung, das sollte die Bauern interessieren, denn viele von ihnen sind ja auch erfolgreiche Energiewirtschafter und durch Biogasanlagen, Solarparks und Windräder an der Energiewende beteiligt. Einspeisen geht bei SuedLink aber nicht, da es sich um eine reine Stromautobahn von Norden nach Süden handelt, Hessen wäre nur Transitland.

Doch beim Thema Erdverkabelung stellt Herr Schneider Behauptungen auf, die längst der Vergangenheit angehören. Der SuedLink wird (wenn überhaupt) in Gleichstromtechnik (HGÜ) gebaut werden, mit ganz anderen Voraussetzungen als bei Wechselstrom-Erdverkabelung. Das sollte inzwischen auch dem Bauernverband bekannt sein. Es gibt Studien, die beweisen, dass Bodenerwärmung keine Rolle mehr spielt und nicht mit Ernteausfällen zu rechnen ist. Die benötigten Kabelgräben sind durch die erhöhte Leistungsfähigkeit der HGÜ-Kabel deutlich schmäler geworden und können nach Verfüllung wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Man sollte nicht voreilig einen ganzen Berufsstand mit seinen Äußerungen verunsichern und die Spaltung der Gesellschaft wissentlich vorantreiben indem man sich von vornherein einem konstruktiven Dialog verweigert. Wir haben schon mehrfach über die neue Generation von Erdkabeln berichtet und in Norddeutschland sind auch schon Pilotstrecken in HGÜ-Technik realisiert worden. Ernsthafte Probleme mit den ansässigen Bauern sind nicht bekannt. Vor allem darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Frage der finanziellen Entschädigungen vor dem Gemeinwohl der Bevölkerung steht.

Auch die Landwirtschaft ist inzwischen hochtechnologisiert. Die Gerätschaften mit viel Elektronik ausgestattet. Sollte man sich da nicht eher Gedanken machen, ob sich die starken elektrischen und magnetischen Felder unterhalb einer 500 kV HGÜ-Freileitung  (bisher gibt es in Deutschland nur maximal 380 kV Leitungen) auf die Elektronik der Maschinen negativ auswirken könnten? Oder wie man um Mastenbauwerke ackern soll, die mit einer ca. 30 x 30 m großen Grundfläche in Zukunft auf dem Land stehen werden? Oder welche Sicherheitsabstände einzuhalten wären bei Leiterseilen, die bis zu 15 m Bodennähe erreichen? Wer denkt an die Größe der Flächen, die dann nie mehr bewirtschaftet werden könnten?

Wie bewertet man unter diesen Gesichtspunkten einen Kabelgraben, der nach Verfüllung wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann? Der Boden wird (siehe Norddeutschland) lagenweise abgetragen, seitlich gelagert und bei Wiederverfüllung darauf geachtet, dass der Mutterboden wieder oben ist. Danach ist die Fläche wieder uneingeschränkt landwirtschaftlich nutzbar.

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Bild: ABB /HGÜ-Technik – innovativ und umweltschonend

ABB äußert sich wie folgt und mit Verweis auf eine unabhängige Studie der Uni Freiburg:

  • Die thermischen Auswirkungen konzentrieren sich auf den unmittelbaren Bereich der Kabel.
  • An der Bodenoberfläche sind die zu erwartenden thermischen Auswirkungen gering (dies gilt auch bei temporärer Vollauslastung (n-1)-Fall.
  • Der Bodenwassergehalt bleibt unbeeinflusst. Grund- oder Stauwasser eliminieren Temperatureffekte.
  • Beschleunigtes Auftauen aber keine Verhinderung von Frost.
  • Keine wesentlichen Einflüsse auf landwirtschaftliche Kulturen, d.h.
  • keine thermischen Effekte bezüglich Ertrag, biotischen Schäden und Qualität
  • wenn überhaupt, dann nur abgeschwächte Effekte beim Auflaufen (vorzeitige Reife) bei Kartoffeln, Mais und Winterweizen, eine separate Ernte ist nicht notwendig

Zur Frage der Ausgleichszahlungen könnte man noch anmerken, dass Eigentümer hier sicherlich verhandeln könnten, Landpächter eher nicht. Über dieses Detail sollte man ebenfalls sprechen. Also für wen macht sich der Präsident des Bauernverbandes in Hessen nun stark? Landbesitzer werden enteignet, sollten sie sich einem Trassenbau verwehren, so einfach geht das.

Daher müssen wir im Kampf gegen SuedLink Einigkeit demonstrieren und nicht durch verunsichernde Aussagen die Bevölkerung spalten. Jeder Tag ist ein neuer Anfang, eine neue Chance sich zu positionieren:

Wir kämpfen für unsere Kinder und die Zukunft Deutschlands. Für ein wunderschönes und liebenswertes Land. Wir müssen Verantwortung zeigen und uns gegenseitig unterstützen. Niemand sollte zum Opfer in diesem Spiel der Mächtigen werden. Jeder Einzelne muss sich seiner Verantwortung bewusst sein, auch der Präsident des Bauernverbandes in Hessen.

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Gesundheitliches Risiko Gleichstromtrasse

Prolog

Geht es um die Abwägung gesundheitlicher Risiken, so lohnt ein Blick über den Tellerrand: Schaut man beispielweise auf die Position der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Elektronische Zigaretten. Hier wird mangels Studien über die langfristige Auswirkungen von E-Zigaretten eine ablehnende, warnende Haltung eingenommen. Das Fazit: „Die Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit der E-Zigarette ist nicht erwiesen. Daher ist vom Konsum abzuraten.“

Auch beim Thema Gleichstrom ist festzuhalten, dass es zu den negativen Auswirkungen von Gleichstrom auf die menschliche Gesundheit noch keine fundierten Langzeitstudien gibt. Die gesundheitlichen Risiken werden allerdings von Industrie und Politik heruntergespielt. Eine ablehnede Haltung bzw. ein Abwarten entsprechender Studien? Fehlanzeige!

Gleichstromtrasse – eine gesundheitliche Grauzone

Letztlich ist jeder Mensch verschieden. So wie wir unseren Alltag unterschiedlich gestalten, so reagieren wir auch unterschiedlich auf diverse Umwelteinflüsse. Die einen sind äußerst lärmempfindlich, andere haben wiederum einen sensiblen Geruchssinn. Mit einer sich rasant verändernden Welt sowie der Vernetzung und zunehmenden Technologisierung unseres Alltags geht auch eine sätrker werdende Belastung der Gesundheit einher. Immer mehr Menschen plagen sich mit Allergien, manche können bei Vollmond nicht schlafen. Und in vielen Fällen bleiben die Ursachen und Hintergründe unentdeckt bzw. nicht erklärbar. Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gliederschmerzen, Hautausschläge, Schlafstörungen, bis hin zu den unterschiedlichsten Krebserkrankungen – jeder hat damit auf die eine oder andere Weise schon seine Erfahrungen gemacht.

Jetzt wird eine Gleichstromtrasse ungeahnten Ausmaßes quer durch Deutschland gebaut, eine erneute Strahlenquelle, doch angeblich ohne schädliche Auswirkungen auf den Menschen. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, gesundheitliche Beeinträchtigungen seien nicht zu erwarten, empfohlene Grenzwerte würden angeblich sogar unterschritten.

Doch wir sollten mit Skepsis reagieren, wenn uns jemand Unbedenklichkeitsbescheinigungen ausstellt, ohne auf fundierte wissenschaftliche Langzeitstudien zurückgreifen zu können. Zurecht werden die Stimmen immer lauter, die sich für mehr Schutz und Vorsorge durch Vermeidung und Minimierung von Strahlenbelastung im Allgemeinen einsetzen und dies auch auf gesetzlicher Ebene fordern.

 

Gesundheitliche Wirkungen niederfrequenter Magnetfelder

Recherchiert man ein wenig im Internet, so stößt man schnell auf mögliche Risiken, die u.a. vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) als „Gesundheitliche Wirkungen niederfrequenter Magnetfelder“ thematisiert werden. Demnach treten in bewohnten Gebieten heute künstliche Magnetfelder großräumig, intensiv und dauerhaft überall dort auf, wo elektrischer Strom fließt. Die Feldstärken liegen in vielen Fällen bereits mehr als zehntausend- bis millionenfach höher als die natürlichen Felder und damit im Bereich von biologisch nachweisbaren oder vermuteten Wirkungen.

„Wenn es Alternativen gibt, die den Ausbaubedarf verringern, dann müssen sie ebenfalls geprüft werden und im Zweifel Vorrang erhalten“, sagte der BUND-Experte. „Nicht eintreten darf, dass jetzt der Neubau möglichst vieler Trassen forciert wird. Viele davon könnten sich schon in wenigen Jahren als Fehlplanungen erweisen“, so BUND-Energieexperte Werner Neumann.

Epidemiologische Untersuchungen an Bevölkerungsgruppen, die erhöhten magnetischen Feldern ausgesetzt waren, deuten auf höhere Risiken für bestimmte Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen bereits bei Flussdichten von weniger als 1 µT hin. Die Studien weisen auch auf den starken Verdacht, dass niederfrequente Magnetfelder ab etwa 0,2 µT zu einem erhöhten Leukämierisiko bei Kindern führen.

Entscheidend ist letztlich die gesamte, auf den Menschen einwirkende Feldstärke. Auch die örtlichen und häuslichen Stromversorgungsleitungen verursachen bei geringen Abständen durchaus Expositionen von >0,3 Mikrotesla. Solche Einwirkungen in unmittelbarer Nähe werden oft unterschätzt.

Die Frage eines ausreichenden Schutzes vor zusätzlich einwirkenden Feldern durch Hochspannungsleitungen ist aufgrund der vielfältigen Quellen im täglichen Lebensumfeld daher nicht leicht zu beantworten. Ein Herunterspielen der Risiken durch die Befürworter der Stromtrasse ist jedoch purer interessensgeleiteter Lobbyismus.

Letztlich sollte es jedem selbst überlassen sein, sich eine eigene Meinung zu bilden.