Prolog
Geht es um die Abwägung gesundheitlicher Risiken, so lohnt ein Blick über den Tellerrand: Schaut man beispielweise auf die Position der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Elektronische Zigaretten. Hier wird mangels Studien über die langfristige Auswirkungen von E-Zigaretten eine ablehnende, warnende Haltung eingenommen. Das Fazit: „Die Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit der E-Zigarette ist nicht erwiesen. Daher ist vom Konsum abzuraten.“
Auch beim Thema Gleichstrom ist festzuhalten, dass es zu den negativen Auswirkungen von Gleichstrom auf die menschliche Gesundheit noch keine fundierten Langzeitstudien gibt. Die gesundheitlichen Risiken werden allerdings von Industrie und Politik heruntergespielt. Eine ablehnede Haltung bzw. ein Abwarten entsprechender Studien? Fehlanzeige!
Gleichstromtrasse – eine gesundheitliche Grauzone
Letztlich ist jeder Mensch verschieden. So wie wir unseren Alltag unterschiedlich gestalten, so reagieren wir auch unterschiedlich auf diverse Umwelteinflüsse. Die einen sind äußerst lärmempfindlich, andere haben wiederum einen sensiblen Geruchssinn. Mit einer sich rasant verändernden Welt sowie der Vernetzung und zunehmenden Technologisierung unseres Alltags geht auch eine sätrker werdende Belastung der Gesundheit einher. Immer mehr Menschen plagen sich mit Allergien, manche können bei Vollmond nicht schlafen. Und in vielen Fällen bleiben die Ursachen und Hintergründe unentdeckt bzw. nicht erklärbar. Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gliederschmerzen, Hautausschläge, Schlafstörungen, bis hin zu den unterschiedlichsten Krebserkrankungen – jeder hat damit auf die eine oder andere Weise schon seine Erfahrungen gemacht.
Jetzt wird eine Gleichstromtrasse ungeahnten Ausmaßes quer durch Deutschland gebaut, eine erneute Strahlenquelle, doch angeblich ohne schädliche Auswirkungen auf den Menschen. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, gesundheitliche Beeinträchtigungen seien nicht zu erwarten, empfohlene Grenzwerte würden angeblich sogar unterschritten.
Doch wir sollten mit Skepsis reagieren, wenn uns jemand Unbedenklichkeitsbescheinigungen ausstellt, ohne auf fundierte wissenschaftliche Langzeitstudien zurückgreifen zu können. Zurecht werden die Stimmen immer lauter, die sich für mehr Schutz und Vorsorge durch Vermeidung und Minimierung von Strahlenbelastung im Allgemeinen einsetzen und dies auch auf gesetzlicher Ebene fordern.
Gesundheitliche Wirkungen niederfrequenter Magnetfelder
Recherchiert man ein wenig im Internet, so stößt man schnell auf mögliche Risiken, die u.a. vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) als „Gesundheitliche Wirkungen niederfrequenter Magnetfelder“ thematisiert werden. Demnach treten in bewohnten Gebieten heute künstliche Magnetfelder großräumig, intensiv und dauerhaft überall dort auf, wo elektrischer Strom fließt. Die Feldstärken liegen in vielen Fällen bereits mehr als zehntausend- bis millionenfach höher als die natürlichen Felder und damit im Bereich von biologisch nachweisbaren oder vermuteten Wirkungen.
„Wenn es Alternativen gibt, die den Ausbaubedarf verringern, dann müssen sie ebenfalls geprüft werden und im Zweifel Vorrang erhalten“, sagte der BUND-Experte. „Nicht eintreten darf, dass jetzt der Neubau möglichst vieler Trassen forciert wird. Viele davon könnten sich schon in wenigen Jahren als Fehlplanungen erweisen“, so BUND-Energieexperte Werner Neumann.
Epidemiologische Untersuchungen an Bevölkerungsgruppen, die erhöhten magnetischen Feldern ausgesetzt waren, deuten auf höhere Risiken für bestimmte Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen bereits bei Flussdichten von weniger als 1 µT hin. Die Studien weisen auch auf den starken Verdacht, dass niederfrequente Magnetfelder ab etwa 0,2 µT zu einem erhöhten Leukämierisiko bei Kindern führen.
Entscheidend ist letztlich die gesamte, auf den Menschen einwirkende Feldstärke. Auch die örtlichen und häuslichen Stromversorgungsleitungen verursachen bei geringen Abständen durchaus Expositionen von >0,3 Mikrotesla. Solche Einwirkungen in unmittelbarer Nähe werden oft unterschätzt.
Die Frage eines ausreichenden Schutzes vor zusätzlich einwirkenden Feldern durch Hochspannungsleitungen ist aufgrund der vielfältigen Quellen im täglichen Lebensumfeld daher nicht leicht zu beantworten. Ein Herunterspielen der Risiken durch die Befürworter der Stromtrasse ist jedoch purer interessensgeleiteter Lobbyismus.
Letztlich sollte es jedem selbst überlassen sein, sich eine eigene Meinung zu bilden.