Ergebnis BI Konvent? Weiter so!

Es war ein Erfolg, darüber waren sich alle Beteiligten einig. Der Konvent der Bürgerinitiativen in Fulda war die erste Veranstaltung dieser Art im Osthessischen Raum. Die anwesenden Vertreter aller Fachbereiche von Politik, Verwaltung über Wirtschaft und Wissenschaft stellten sich den Fragen des Publikums und die knapp 300 Teilnehmer nahmen die Möglichkeit zur Information auch gerne wahr. Das Thema SuedLink erhält immer mehr an Dynamik und für die Arbeit der Bürgerinitiativen gab es auch Anerkennung von Seiten der TU Ilmenau, die zurzeit eine wissenschaftliche Studie zum Thema durchführt. Dipl.-Medienwiss. Marco Bräuer war selbst am Konvent in Fulda anwesend und sah sich durch die aus dieser Veranstaltung gewonnenen Eindrücke veranlasst die Frist zur Umfrage zu verlängern.

…als aktive Mitglieder und Mitstreiter in Bürgerinitiativen tragen Sie dazu bei, dass die Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Themenfeld Ausbau der Stromtrassen (Netzausbau) von der Öffentlichkeit und von den politisch Verantwortlichen wahrgenommen werden. Über Ihre Meinungen und Einschätzungen möchten wir, eine Forschergruppe der Technischen Universität Ilmenau, im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie mehr erfahren, denn die Bürgerbeteiligung ist für die Demokratie von großer Bedeutung.

Fazit Politik:

Dem OB Wahlkampf in Fulda geschuldet, waren auch alle politischen Fraktionen stark präsent, allerdings hätte man sich gewünscht, etwas länger die Gelegenheit zum Gespräch zu finden. Was auch Bernd Herbold vom Hessischen Landesverband der Bürgerinitiativen gegen SuedLink in seinem kämpferischen Grußwort deutlich zum Ausdruck brachte. Viel Zeit nahm sich jedoch Herr Vogel, Bürgermeister von Motten und Vorsitzender des Vereins „RhönLink e.V.“, sein Engagement gegen SuedLink ist beispielhaft und so setzte er in seiner engagierten Rede ein deutliches Zeichen zur bayerischen Position im geplanten Stromnetzausbau. Am Energiedialog in Bayern war er aktiv beteiligt und seine Aussage zum weiterhin nicht festgestellten Bedarf der Stromtrasse SuedLink sollte ein Signal für unsere Bürgerinitiativenarbeit sein: Wenn das OB nicht geklärt ist, brauchen wir über das WO und WIE nicht zu sprechen. Recht hat der Mann!

Während sich Bundes- und Landtagsabgeordente von CDU, SPD und FDP teilweise in altbewährter Manier gegenseitig die Verantwortung für die ungeklärte und verwirrende Haltung zum Thema Mindestabstand gaben, war Frau Schott von der Partei DIE LINKE klar positioniert. SuedLink behindert die Energiewende und unterstützt die fossilen Kohletechniken. Mit dem Ausbau der Starkstromnetzte würde die  Anbindung von Braun- und Steinkohlekraftwerken an das europäische Energiesystem weiter gestärkt. Frau Schott sieht dies als einen Schritt in die falsche Richtung und fordert den Aus- und Aufbau dezentraler Energieerzeugung, mit Förderung von Forschung und Entwicklung von Speichertechnologien und Kraft-Wärme-Kopplung.

Fazit Wirtschaft:

Die Thematik Erdverkabelung wurde durch die Firma  ABB und das Planungsbüro Infranetz abgedeckt. Möglichkeiten und Chancen  dieser Alternative zum Freileitungsbau sind dort interessant, wo man im Zuge von Netzverstärkung bestehende Stromtrassen  unter die Erde bringen könnte. ABB machte gleichzeitig deutlich, dass man bei SuedLink nicht von einer Vollverkabelung ausgehe und diese Möglichkeit auch nicht beleuchte. Ein Rückschlag für alle Erdkabel-Fans, aber ein Grund mehr den SuedLink weiterhin in Frage zu stellen. Unterschiedliche Standpunkte zwischen Herrn Rennert von Infranetz und der Bundesnetzagentur sorgten für Unmutsäußerungen aus dem Publikum, denn der Versuch eines Vertreters der BNetzA Wechselstrom- bzw. Gleichstromübertragung miteinander zu verknüpfen und dadurch gezielte Fehlinformationen zu streuen, scheiterte bereits im Ansatz. Das ist engagierte Bürgerbeteiligung und alle Entscheidungsträger sollten sich darüber im Klaren sein, dass man den Bürgerinitiativen nichts mehr vormachen kann.
Infranetz :  
Infranetz Systembeschreibung vom 09.08.15 (auf Wunsch der Fa. Infranetz wurde der ursprüngliche Vortrag durch aktuelle Daten ersetzt)
ABB: 2015-03-14 Erdverkabelung im Bereich HGÜ-Leitungen

Fazit Verwaltung:

Dr. Serong, Fachbereichsleiter bei der Bundesnetzagentur für SuedLink, war in seinem Vortrag bemüht, den Bedarf für die Trasse als gegeben festzustellen, allerdings konnte er sich nur darauf berufen, dass die Politik in der Verantwortung stehe und nicht die Bundesnetzagentur als zuständige Behörde. Gleichzeitig beteuerte er aber, dass sich die BNetzA verantwortungsbewusst mit den Hinweisen und Eingaben von Seiten der Bevölkerung und der Träger öffentlicher Belange auseinandersetzen werde und eine sorgfältige Prüfung aller Einsprüche garantiere. Herr Dr. Serong und seine Mitarbeiter waren im anschließenden Workshop gefragte Ansprechpartner und so hatten viele interessierte Bürger die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch.
Dr. Jochen Patt:   2015-03-14 Bedarf und Notwendingkeit von Suedlink
Dr. Sven Serong:   2015-03-14 Stand der Bundesfachplanung

Fazit Wissenschaft:

Über die negativen gesundheitlichen Auswirkungen einer HGÜ-Trasse konnte Prof. Dr. Martin die interessierten Bürger/innen informieren und gleichzeitig davor warnen. Vielen von uns bleibt es nach diesem Vortrag rätselhaft, wie man bei der Planung neuer Höchststromtrassen so nachlässig mit der Gesundheit von Menschen umgehen kann. Besorgnis erregend auch das Statement, sobald man erkenne, dass Grenzwerte bei bestimmten Projekten nicht eingehalten werden können, werden sie teilweise einfach höher angesetzt. 400 m Mindestabstand  zur Bebauung empfiehlt  Prof. Dr. Martin in jedem Fall bei Freileitungen, also auch im Außenbereich für Einzelbebauung. Dies sollte vor allem für die Entscheidungsträger bei SuedLink ein weiterer Grund sein, die gesundheitlichen Bedenken ernst zu nehmen.
Prof. Hans Martin: 2015-03-14 gesundheitliche Gefährdungen von elektr. und magn. Feldern

 

Fazit Bürgerbeteiligung:

Diejenigen, die am Samstag den Weg in die Orangerie gefunden hatten, konnten sich von aktiver Bürgerinitiativenarbeit überzeugen und die seltene Gelegenheit wahrnehmen, direkt vor Ort mit Bundesnetzagentur und Politik über die Missstände in der bisherigen Informationspolitik der Fa. TenneT zu diskutieren und den eigenen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Es ist noch ein weiter Weg, bis alle Fachbereiche den optimalen Lösungsansatz für eine bürgerfreundliche Energiewende finden, aber der Konvent in Fulda hat gezeigt, dass auch wir als betroffene Bürger/innen  eine Stimme haben können, wenn wir bereit sind, unsere Verantwortung konstruktiv wahrzunehmen.

Der BI Fuldatal und der Stadt Fulda bleibt für die Organisation der Veranstaltung zu danken und für die Bürgerinitiativen wünschen wir uns in Zukunft noch mehr engagierte Mitarbeiter/innen.

 

Beitragsaktualisierung: 09.08.2015