Da staunt selbst die Kuh!

Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider hat sich im Zuge der 67. Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen gegen eine Erdverkabelung von SuedLink ausgesprochen. Begründung? Verlust landwirtschaftlicher Fläche durch Wärmeabstrahlung entlang der Kabelgräben und damit verbundene Bodenaustrocknung.

Herr Schneider hat in einem Punkt Recht, der weitere Stromnetzausbau sollte erst bei nachgewiesenem Bedarf erfolgen und somit könnten die Bürgerinitiativen gegen Suedlink und der Präsident des Hessischen Bauernverbandes einen gemeinsamen Nenner im Kampf gegen diese Monstertrasse finden. Die Notwendigkeit des SuedLink steht immer noch zur Diskussion und der wahre Grund für dieses Pilotprojekt – Stromhandel weit über Deutschlands Grenzen hinweg, auch mit Einspeisung von Kohle- und Atomstrom – muss immer wieder deutlich benannt werden. Der SuedLink schwächt die Entwicklungsmöglichkeiten der dezentralen Energieversorgung, das sollte die Bauern interessieren, denn viele von ihnen sind ja auch erfolgreiche Energiewirtschafter und durch Biogasanlagen, Solarparks und Windräder an der Energiewende beteiligt. Einspeisen geht bei SuedLink aber nicht, da es sich um eine reine Stromautobahn von Norden nach Süden handelt, Hessen wäre nur Transitland.

Doch beim Thema Erdverkabelung stellt Herr Schneider Behauptungen auf, die längst der Vergangenheit angehören. Der SuedLink wird (wenn überhaupt) in Gleichstromtechnik (HGÜ) gebaut werden, mit ganz anderen Voraussetzungen als bei Wechselstrom-Erdverkabelung. Das sollte inzwischen auch dem Bauernverband bekannt sein. Es gibt Studien, die beweisen, dass Bodenerwärmung keine Rolle mehr spielt und nicht mit Ernteausfällen zu rechnen ist. Die benötigten Kabelgräben sind durch die erhöhte Leistungsfähigkeit der HGÜ-Kabel deutlich schmäler geworden und können nach Verfüllung wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Man sollte nicht voreilig einen ganzen Berufsstand mit seinen Äußerungen verunsichern und die Spaltung der Gesellschaft wissentlich vorantreiben indem man sich von vornherein einem konstruktiven Dialog verweigert. Wir haben schon mehrfach über die neue Generation von Erdkabeln berichtet und in Norddeutschland sind auch schon Pilotstrecken in HGÜ-Technik realisiert worden. Ernsthafte Probleme mit den ansässigen Bauern sind nicht bekannt. Vor allem darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Frage der finanziellen Entschädigungen vor dem Gemeinwohl der Bevölkerung steht.

Auch die Landwirtschaft ist inzwischen hochtechnologisiert. Die Gerätschaften mit viel Elektronik ausgestattet. Sollte man sich da nicht eher Gedanken machen, ob sich die starken elektrischen und magnetischen Felder unterhalb einer 500 kV HGÜ-Freileitung  (bisher gibt es in Deutschland nur maximal 380 kV Leitungen) auf die Elektronik der Maschinen negativ auswirken könnten? Oder wie man um Mastenbauwerke ackern soll, die mit einer ca. 30 x 30 m großen Grundfläche in Zukunft auf dem Land stehen werden? Oder welche Sicherheitsabstände einzuhalten wären bei Leiterseilen, die bis zu 15 m Bodennähe erreichen? Wer denkt an die Größe der Flächen, die dann nie mehr bewirtschaftet werden könnten?

Wie bewertet man unter diesen Gesichtspunkten einen Kabelgraben, der nach Verfüllung wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann? Der Boden wird (siehe Norddeutschland) lagenweise abgetragen, seitlich gelagert und bei Wiederverfüllung darauf geachtet, dass der Mutterboden wieder oben ist. Danach ist die Fläche wieder uneingeschränkt landwirtschaftlich nutzbar.

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Bild: ABB /HGÜ-Technik – innovativ und umweltschonend

ABB äußert sich wie folgt und mit Verweis auf eine unabhängige Studie der Uni Freiburg:

  • Die thermischen Auswirkungen konzentrieren sich auf den unmittelbaren Bereich der Kabel.
  • An der Bodenoberfläche sind die zu erwartenden thermischen Auswirkungen gering (dies gilt auch bei temporärer Vollauslastung (n-1)-Fall.
  • Der Bodenwassergehalt bleibt unbeeinflusst. Grund- oder Stauwasser eliminieren Temperatureffekte.
  • Beschleunigtes Auftauen aber keine Verhinderung von Frost.
  • Keine wesentlichen Einflüsse auf landwirtschaftliche Kulturen, d.h.
  • keine thermischen Effekte bezüglich Ertrag, biotischen Schäden und Qualität
  • wenn überhaupt, dann nur abgeschwächte Effekte beim Auflaufen (vorzeitige Reife) bei Kartoffeln, Mais und Winterweizen, eine separate Ernte ist nicht notwendig

Zur Frage der Ausgleichszahlungen könnte man noch anmerken, dass Eigentümer hier sicherlich verhandeln könnten, Landpächter eher nicht. Über dieses Detail sollte man ebenfalls sprechen. Also für wen macht sich der Präsident des Bauernverbandes in Hessen nun stark? Landbesitzer werden enteignet, sollten sie sich einem Trassenbau verwehren, so einfach geht das.

Daher müssen wir im Kampf gegen SuedLink Einigkeit demonstrieren und nicht durch verunsichernde Aussagen die Bevölkerung spalten. Jeder Tag ist ein neuer Anfang, eine neue Chance sich zu positionieren:

Wir kämpfen für unsere Kinder und die Zukunft Deutschlands. Für ein wunderschönes und liebenswertes Land. Wir müssen Verantwortung zeigen und uns gegenseitig unterstützen. Niemand sollte zum Opfer in diesem Spiel der Mächtigen werden. Jeder Einzelne muss sich seiner Verantwortung bewusst sein, auch der Präsident des Bauernverbandes in Hessen.

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