SuedLink wird weite Teile Deutschlands landschaftlich für immer verändern. Wälder werden abgeholzt, Siedlungen mit Kabeln überspannt bzw. erdverkabelt. Wiesen und Felder werden umfunktioniert zu Riesenbaustellen, bis am Ende 70m hohe Masten eine 800 km lange Schneise durch ganz Deutschland ziehen.
Menschen demonstrieren und erheben Einwand, suchen nach möglichen Alternativen, denn sie wehren sich gegen die Zerstörung von Natur und Lebensraum. Dabei hoffen sie auch auf die Hilfe von namhaften Umweltverbänden. Doch leider vergeblich. Was steckt dahinter, dass auch Deutsche Umwelthilfe, NABU und BUND den Netzausbau befürworten? Warum spricht man von Dialog, wenn am Ende alle Vereine und Verbände in Selbstdarstellung verharren und mit allgemeinen Floskeln die eigentliche Problematik umgehen und ausblenden?
Peter Ahmels, Leiter Erneuerbare Energien bei der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) tadelt Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der den Bau neuer Stromtrassen (trotz gemeinsamer Beschlüsse im Bund) noch einmal auf den Prüfstand stellen will. Seit Jahren ist die DUH eingebunden in die Entwicklung eines umweltverträglichen und für alle akzeptablen Netzausbaus und gibt Empfehlungen an die Politik weiter, die im Plan N 2-0 zusammengefasst sind. Hier kann man u.a. Folgendes lesen:
Beteiligung von Kommunen und Bürgern: Der notwendige Wandel der Stromnetzinfrastruktur im Übertragungsnetz sollte in allen Planungsphasen einer intensiven Beteiligung betroffener Bürger, Städte, Gemeinden und Kreise unterliegen. Zentral sind die Planungsstufen „Szenariorahmen“ und „Bundesfachplanung“. (Weiterlesen in: Plan N 2-0)
Nun, die Planungsstufe Szenariorahmen ist an der Presse und somit an den Bürgern weitestgehend unbemerkt vorübergegangen. Die Informationspolitik hat in dieser Phase der Planung der SuedLink-Trasse noch vollkommen versagt. Wie kann man sich sonst den Aufschrei aus fast allen von der Trasse betroffenen Gemeinden erklären? Warum herrscht jetzt Panikstimmung? Warum wollen sich plötzlich Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte in die Disskussion einschalten? Und warum vollzieht der bayerische Ministerpräsident eine Kehrtwende?
Bürgerinitiativen im ganzen Land mahnen seit Wochen vor SuedLink und jetzt erkennt die Politik endlich den Sprengstoff im Thema. Die Wähler werden es nicht ungestraft lassen, wenn ihnen in dieser existentiellen Krise die Unterstützung verweigert wird.
Es steht eindeutig fest: Die Informationspolitik hat versagt. Bleibt nun die Frage zu klären: Bewusstes oder unbewusstes Schweigen seitens der Verantwortlichen? Im Fall des Landkreises Fulda vermisst man allerdings immer noch eine klare Positionierung des Landrates in den öffentlichen Medien. Die Menschen entlang der Trasse möchten wissen, ob man ihre Sorgen und Ängsten versteht und auch bereit ist diese bei der Bundesregierung zu vertreten.
Wir nehmen unseren Auftrag ernst und suchen den Dialog mit der Bevölkerung, kann man immer wieder von den Verantwortlichen hören. Der Physiker und Philosoph David Bohm erklärt Dialog folgerndermaßen:
…Durch die Teilnahme am Dialog können die Erfahrungs- und Lebensgeschichten der Teilnehmenden erkundet werden. Daraus entsteht zugleich ein tieferes Verstehen der Dialogpartner untereinander, des besprochenen Sachzusammenhangs und der eigenen inneren Prozesse. Genau dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, Standpunkte und Haltungen zu verändern. (Quelle: Wikipedia)
Nun, hoffen wir auf tieferes Verstehen von Seiten der Politik, allen voran dem zuständigen Bundesenergieminister Sigmar Gabriel. Ein Umdenken ist dringend erforderlich, denn Netzausbau um jeden Preis ist nicht zu akzeptieren.
Wenn die Gemeinden am Ende mit einer einmaligen Zahlung von 40.000,- Euro pro Kilometer entschädigt werden sollten, kommt dies einer Bankrotterklärung gleich, denn der wirtschaftliche Schaden für die Region durch die SuedLink-Trasse wird diesen Betrag um ein Vielfaches überschreiten.