Es ist fünf vor zwölf und langsam werden auch die Letzten wach. Denn seit den Dialogveranstaltungen der Fa. Tennet ist klar, keine Gemeinde, keine Stadt ist sicher vor dem Planungsirrsinn der SuedLink-Trasse mitten durch Deutschland, der sich immer konkreter offenbart. Haben sich die bisher betroffenen Regionen, Dörfer und Städte im Kampf gegen die Monstermasten von Politik („Wir brauchen, der Energiewende geschuldet, den schnellstmöglichen Netzausbau“) und auch von den Nachbargemeinden („Wir sind Gott sei Dank nicht betroffen“) allein gelassen gefühlt, wird jetzt deutlich wie wichtig in diesem Projekt SuedLink die Solidarität aller ist.
An der Reaktion vieler Bürgermeister auf die Vorstellung der neuen Trassenpläne ist erkennbar, es wurde sich nicht mit dem Thema befasst und so mancher ist überrascht, erst so kurz vor den Antragskonferenzen informiert zu werden. Nun, wir von KIEBITZGRUNDaktiv kennen dieses Gefühl nur zu gut. Doch noch ist es nicht zu spät sich in den Widerstand einzureihen.
TenneT hat eine repräsentative Meinungsumfrage im September durchgeführt und für Hessen angeblich eine Zustimmung zu SuedLink von 73% erreicht. Interessant.
Ein kurzer Blick auf die Fragestellung zeigt warum: Der Bau der geplanten Stromverbindung SuedLink ist notwendig und erforderlich. Ja oder nein? 73% Ja-Stimmen in Hessen. Aber nur 35% der Bevölkerung haben von SuedLink gehört oder gelesen. Jetzt stellt sich noch die Frage, wieviel von den 35% müssen mit einer Stromtrasse vor der eigenen Haustür leben? Und schon erhält die Meinungsumfrage einen ganz anderen Stellenwert.
Als repräsentative Umfrage kann man aber zweifelsohne Folgendes bezeichnen: Schlotzau, eine kleine Ortschaft in der Gemeinde Burghaun, ca. 340 Einwohner, davon ca. 260 Wahlberechtigte. Direkt betroffen von der bisher bevorzugten SuedLink-Trassenführung. Nein zu SuedLink sagen 88% und unterzeichneten eine Unterschriftenliste, die dem Netzbetreiber TenneT bereits übergeben wurde. Die restlichen 12% waren leider nicht erreichbar und konnten so ihre Meinung nicht kundtun. Allerdings kann man von einem realistischen Wert von 95% ablehnender Stimmen ausgehen.
Und warum ist der Bau einer 500 kV HGÜ-Stromleitung notwendig? Mit dem geplanten Abschalten des letzten Atomkraftwerkes in Bayern im Jahr 2022, muss der Strom von den Windparks im Norden in den Süden transportiert werden. Das haben wir inzwischen oft genug gehört, aber stimmt diese Aussage auch? Denn Bayern will eigene Wege gehen und den Netzausbau noch einmal hinterfragen. Der Widerstand in der Bevölkerung ist dermaßen groß, dass Ministerpräsident Horst Seehofer jetzt die Notbremse ziehen will. Seit Monaten demonstrieren die Menschen in Bayern lautstark und beharrlich gegen den geplanten Bau der verschiedensten Trassen und verweisen in ihrem Protest auch auf die sogenannte „Power to Gas“ Lösung. Der Gedankenansatz: Warum wird der Strom in Norddeutschland nicht in Gas umgewandelt und dann, durch das bestehende Gasnetz, einem Speicher gleich, nach Süddeutschland gebracht um dort in entsprechenden Kraftwerken in Strom umgewandelt zu werden. Ist die Technik schon so weit, dass dies funktionieren könnte?
Nun, die Welt dreht sich schneller und mit ihr auch der Fortschritt. Vor zehn Jahren konnte niemand ahnen, wie schnell sich das Medium Internet entwickeln würde. Dass es nun keine Glühbirnen, dafür aber neue Energiesparlampen gibt. Dass die Kinder bereits mit einem Computer umgehen können bevor sie in die Schule gehen und dass ein Handy für jedermann zum Standard der Kommunikation gehört. Alternative Technik darf nicht wegen der Lobbyisten in Berlin vernachlässigt werden.
Prof. Dr. Lorenz Jarass von der Hochschule RheinMain in Wiesbaden, mahnte schon 2013 im Deutschen Bundestag vor einem überdimensionierten Netzausbau. Es wird deutlich, dass es viele Interessenten gibt, die sich hier ein großartiges Geschäft erhoffen. Oder warum steigt ein Konzern wie Mitsubishi als Investor bei TenneT ein? Was hat die Kohlelobby mit dem Netzausbau zu tun?
Niemand kann sich mit dieser Trasse anfreunden, einem Milliarden Pilotprojekt mit Gesundheitsrisiko, Elektrosmog, Naturzerstörung und Naturverschandelung. Und dann erzählt man uns vorsorglich auch nur die halbe Wahrheit, warum? Dies gilt es schnellstmöglich zu hinterfragen und aufzuklären.