Es donnert und brodelt an allen Fronten und es ist zu erwarten, dass in Kürze ein heftiges Gewitter ausbricht. Aber worauf warten wir, auf ein Machtwort aus Berlin? Bis jetzt haben wir uns immer auf TenneT konzentriert und versucht den Netzbetreiber unter Erklärungsdruck zu setzen. Doch in den vielen Veranstaltungen, wie zuletzt auch in Fulda, gab es keine neuen Erkenntnisse. Freundliche Ballzuspielung zwischen Tennet Chef Lex Hartmann und Bundesnetzagentur, das ist keine Basis für Zusammenarbeit.
(Quelle: Osthessen-TV.de)
Und dann ist in der Fuldaer Zeitung zu lesen:
Heinz-Jürgen Scheid, Leiter Bereich Netzausbau bei der Bundesnetzagentur: „…Solange nicht einmal ein Antrag von TenneT vorliegt, kann ich schlecht etwas Konkretes sagen…“
Natürlich könnte Herr Scheid etwas sagen, aber er wird sich hüten. Das offizielle Verfahren ist noch nicht eröffnet, aber die Antragsunterlagen von TenneT sind fertig und stehen auch für uns „Normalsterbliche“ im Internet zur Einsicht. Herr Scheid weiß ganz genau, worum es geht. Als Entscheidungsgremium laufen bei der Bundesnetzagentur alle Fäden zusammen. Ihre Aufgabe wird es sein, in den Antragskonferenzen die Planungsunterlagen von TenneT genauestens zu überprüfen. Das Zeitfenster für eine Entscheidung zum endgültigen Trassenverlauf ist eng bemessen und durch das Netzausbaubeschleunigungsgesetz unter Druck gesetzt, scheint eine seriöse, vollständige und ordnungsgemäße Prüfung kaum möglich.
TenneT ist verpflichtet, allen Hinweisen aus der Bevölkerung bezüglich der Trasse nachzugehen und diese auch bei der Bundesnetzagentur einzureichen. Wer garantiert uns, dass dies auch der Fall sein wird? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nach der Veranstaltung in Fulda stehen immer noch entscheidende Fragen im Raum und eine davon ist sicherlich wieder die nach Erdverkabelung.
In der Öffentlichkeitsarbeit von TenneT fällt auf, dass immer wieder die Begriffe Gleichstrom und Wechselstrom vermischt werden, warum? Die BI Erdkabel Neuss hat interessante Beiträge dazu ins Netz gestellt. U.a. gibt es Möglichkeiten der HGÜ-Erdverkabelung, die – ebenfalls einem Bericht zu entnehmen – auch schon von TenneT praktiziert werden und angeblich weniger Aufwand erfordern, als das bei SuedLink angestrebte System. Dazu wird im November von TenneT ein Besichtigungstermin von Erdkabelbaustellen in Heede/Niedersachsen der Offshore-Projekte Dolwin I und II angeboten und es bleibt zu wünschen, dass zu gegebenem Zeitpunkt auch unabhängig dazu berichtet werden kann. Denn Bürger lassen sich nicht mehr ein X für ein U vormachen. Die Tatsache, dass sich die vielfach erwähnten Mehrkosten für Erdverkabelung (bis zu 7 mal teurer) immer auf Drehstromtrassen beziehen, bleibt von TenneT unerwähnt.
Herr Rennert von Infranetz wird nicht müde, bei unzähligen Veranstaltungen immer wieder darauf hinzuweisen, dass weltweit bereits mehr als 4.000 Systemkilometer HGÜ-Erdkabel realisiert wurden und dies weitaus kostengünstiger und umweltfreundlicher geschehen kann. Die minimalinvasiven Lösungen u.a. durch Verwendung von Flüssigboden könnten für Landwirtschaft und Naturschutz gleichermaßen relevant sind. Die Vorteile des Flüssigboden-Konzeptes bei der Kabelverlegung sind bei TenneT ebenfalls bekannt. Auch FiFB, Forschungsinstitut für Flüssigboden GmbH, sieht in dieser modernen Technologie eine Anwendungsmöglichkeit beim erdverkabelten Stromnetzausbau.
In einer Pressemitteilung vom August ist zu lesen, dass ABB, ein Konzern der Energie- und Automatisierungstechnik, gerade das weltweit leistungsstärkste HGÜ-Kabelsystem vorgestellt hat. Die Übertragungskapazität hat sich verdoppelt und für die Netzbetreiber steht somit eine zusätzliche Technologie zur Verfügung, die leistungsfähigere und verlustärmere Erdkabelverbindungen ermöglichen würde, auch bei SuedLink.
Unsere Aufgabe wird in nächster Zeit darin bestehen, die Politik verstärkt zu einem engagierten Dialog bzgl. Netzausbau aufzufordern. Die Standpunkte aller Seiten sind klar und deutlich definiert, nun muss ergebnisorientiert verhandelt werden und auch die Landes- und Bundespolitiker müssen sich deutlich positionieren. Denn Hinhalte- und Verschleierungstaktik werden nicht mehr geduldet. Berücksichtigung neuester Technologien und die Aufnahme aller aktuellen Planungsdaten, sind faire Grundlagen für weitere Diskussionen und einen zeitgemäßen Netzausbau. Dies muss auch im Sinne der Bundesnetzagentur liegen.
Wenn TenneT Geschäftsführer Hartmann z.B. davon spricht, dass es noch keine Planungen zu einer zusätzlichen 380 KV Wechselstrom-Leitung gibt, dann fragt man sich, wer baut denn das Projekt Wahle-Mecklar? Wer investiert 40 Millionen Euro in den Ausbau des Umspannwerks Mecklar und hat schon mit den Bauarbeiten begonnen? Soviel zur transparenten Informationspolitik bei TenneT.