Netzausbau – kritisch hinterfragt

Im März 2014 war in einem dringlichen Entschließungsantrag der Fraktionen CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag zu lesen:

„…Eine in erster Linie oder ausschließlich auf erneuerbare Energien gestützte Stromversorgung erfordert aus Sicht des Landtages deutschlandweit einen umfassenden Aus- und Neubau der Stromnetze auf allen Spannungsebenen…“

Im Juni 2014 wurde dann in einer öffentlichen Anhörung das Thema „Ausbau der Übertragungsnetze“ vor dem Hintergrund der durch die Netzbetreiber vorgeschlagenen Trassenkorridore diskutiert. Möglichkeit zur Anhörung hatten u.a. die zuständigen Ministerien, die Netzbetreiber, die Bundesnetzagentur, die Deutsche Umwelthilfe e.V., und Experten.

Prof. Dr. Lorenz Jarass, Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Hochschule Rhein Main und gefragter Experte zum Thema Energie, konnte seine kritische Haltung zum Stromnetzausbau überzeugend dargestellen. Seit Jahren beleuchtet der renommierte Wissenschaftler in zahlreichen Publikationen die wahren Hintergründe des geplanten Netzausbaus und erklärt anschaulich, dass gerade auch rechtliche Defizite den überdimensionierten Stromnetzausbau fördern.

Die SuedLink-Trasse wird, wenn sie denn gebaut wird, abgesehen von zerstörerischen Eingriffen in Landschaft und Natur, vor allem die zukünftige Energiepolitik beeinflussen. Denn nicht die Stromversorgung in Deutschland durch erneuerbare Energien steht im Vordergrund des Interesses, sondern der europaweite, profitversprechende Stromhandel.

Per Gesetz (EnLAG, NEP und BBPlG) ist die Einspeisung von Kohlestrom in die Übertragungsnetze geregelt. Kohlekraftwerke werden weiterhin gebaut und eine starke Lobby achtet darauf, dass der Betrieb nicht durch den Ausbau erneuerbarer Energien behindert wird.

Den geplanten Netzausbau werden wir Stromverbraucher bezahlen (egal welcher Strom am Ende durch die Leitungen fließt), also sollten wir seine Notwendigkeit auch kritisch hinterfragen.