Es ist wieder soweit! Die nächste Planungsrunde für Höchstspannungsleitungen beginnt. Und der Kiebitzgrund ist erneut betroffen. Eine 380kV Monstertrasse – möglicherweise mit Freileitungsmasten bis 70 m Höhe und Schutzstreifen bis zu 135 m. Im Abstand von teilweise nur 200 m zur Bebauung, durch Wälder und Landschaftsschutzgebiete.
Wen kümmert´s? Anscheinend niemanden.
Die Fulda-Main-Leitung
P 43 = Projekt 17 im Bundesbedarfsplan = M74a und M74b = Fulda-Main-Leitung. Wie auch immer man es dreht, wendet und benennt, diese Leitung wird eine große Belastung für alle betroffenen Kommunen und BürgerInnen. Wozu braucht man diese Leitung? Um den SuedLink abzusichern? Um wieder Kohlestrom durch die Republik zu karren? Müssen wir dies ohne Widerstand hinnehmen, zumal die Bestätigung des aktuellen Bundesbedarfsplans noch aussteht?
Ein kleiner Kreis „Auserwählter“ wurde von den TenneT-Stromnetzplanern am Dienstag (23.06.2020) zu einer Informationsveranstaltung nach Fulda geladen. Bürgermeister aus der Region bzw. kommunale Vertreter und vereinzelt Bürgerinitiativenmitglieder konnten sich ein erstes Bild vom Planungsstand machen.
Noch vor Einreichung der Antragsunterlagen durch den Vorhabenträger TenneT bei der BNetzA besteht die Möglichkeit, innerhalb einer „Zwei-Wochen-Frist“ (bis zum 10.07.20) Raumwiderstände in ein Internet basiertes System (WebGis) einzutragen oder Einwände schriftlich an TenneT weiterzuleiten. Wie gesagt, dies ist im ersten Schritt nur für einen begrenzten Teilnehmerkreis vorgesehen.
Aber, der Öffentlichkeit sollten auch in diesem frühen Stadium Informationen nicht vorenthalten werden! Wir finden, Transparenz im Planungsverfahren ist unverzichtbar, denn nachdem viele Kommunalpolitiker bei der Veranstaltung keinerlei Protest geäußert haben, liegt es an uns, die Leute vor Ort zu sensibilisieren für das, was da auf sie zukommt. Das St.-Florian-Prinzip ist keine Option! Niemand sollte mit dieser Leitung leben müssen! Vor allem nicht ohne vorher alle Alternativen geprüft zu haben. Denn mit einer durchschnittlichen Auslastung von nur 17% (Abschnitt A) bzw. 15% (Abschnitt B) müssen Zweifel an der Notwendigkeit erlaubt sein. Daher möchten wir – soweit möglich – die ersten Eindrücke der Beteiligungsveranstaltung weitergeben.
Wie wird vorgegangen?
TenneT hat vorerst einen Untersuchungsraum entlang der Luftlinie zwischen den Verbindungspunkten Mecklar – Dipperz bzw. Dipperz – BergrheinfeldWest festgelegt (Länge:Breite im Verhältnis 1:2) Aus planerischer Sicht ergaben sich weitere Bündelungsoptionen: Die ICE Strecke Hannover-Fulda-Würzburg und die Gashochdruckleitung zwischen Sannerz und Rimpar. Also wurde der Untersuchungsraum kurzerhand erweitert.
Fulda-Main-Leitung Planungsdialog
Wir Bürgerinitiativen versuchen deutschlandweit die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, einen kritischen Blick auf die Stromnetzplanung zu werfen und vor allem diese auch zu hinterfragen. Gibt es Alternativen zu einem überdimensionierten Netzausbau? Ja, die gibt es! Nur: Damit sich etwas ändert, müssen wir bereit sein, uns für unsere Bürgerrechte aktiv einzusetzen.
Noch ist das Projekt Fulda-Main-Leitung NICHT im aktuellen Bundesbedarfsplan bestätigt. Das offizielle Verfahren ist noch NICHT eröffnet.
Die Höchststromleitungen, ob als Drehstrom- oder Gleichstromleitungen, werden auf Kosten der Allgemeinheit für energieintensive Industriekonzerne und den europäischen Stromhandel gebaut. Klimaschutz steht dabei nicht im Vordergrund. Die Bürger-Energiewende wird hingegen vielfach belächelt und obwohl sich immer mehr Menschen persönlich an der Umsetzung der Energiewende beteiligen, blockieren neue Vorgaben – Eigenstrom soll vollständig ins Netz eingespeist und teuer zurückgekauft werden – den Handlungsspielraum derer, die seit Jahren den größten Beitrag bei der Umstellung auf regenerative Energien leisten. Auf Druck starker Lobbyverbände (vor allem des BDEW) wird dieses Bürger-Engagement zunehmend ausgebremst.