Auswirkungen des Projekts SüdLink auf die Natur

Naturschutz fängt vor der eigenen Haustür an. Doch immer mehr natürliche Lebensräume werden zerstört, Regeln zur behutsamen Nutzung der Natur werden gebrochen.

Die geplante SuedLink HGÜ-Leitung der Fa. TenneT durch den Kiebitzgrund wird die aufwendigen Renaturierungsmaßnahmen der letzten Jahre (notwendig geworden durch den Bau der Schnellbahntrasse) zunichte machen. Zu einem Zeitpunkt, an dem sich Flora und Fauna langsam zu erholen scheinen, steht ein Riesenprojekt an, das ganze Landstriche über Jahre in eine Baustelle verwandeln wird.

Wer sich die Zeit nimmt und einmal in den Vogelsberg fährt, kann an den derzeitigen Baumaßnahmen für den neuen Windpark Berngerode bei Rimbach erkennen, welche Maßnahmen für solche Großprojekte nötig sind. Werden die Windräder dort weitab von bewohntem Gebiet gebaut, haben wir die Baustelle dann direkt vor der Haustür. Wiesen, Felder, Waldwege, umfunktioniert in riesige Materiallagerplätze und Baustraßen. Staub, Dreck, Lärm. Die SuedLink-Trasse ist nicht auf ein Gebiet beschränkt, auf ihrem Weg quer durch Deutschland zieht sie eine Schneise der Verwüstung durch den ganzen Kiebitzgrund.

Unser Wald ist, im Vergleich zu anderen Waldgebieten in Hessen, eigentlich ein Wäldchen. Kein Naturschutzgebiet, kein touristischer Anziehungspunkt. Aber deshalb nicht schützenswert? Viele Vogelarten, die auch schon vom NABU zum „Vogel des Jahres“ ernannt wurden, leben hier. Müssen wir erst über „Vom Aussterben bedroht“ sprechen, bevor ein Umdenken stattfindet?

Der Grünspecht z.B., Vogel des Jahres 2014, nicht vom Aussterben bedroht – soll man in diesem Fall sogar leider sagen? – aber angewiesen auf alte Bäume um seine Höhlen anlegen zu können, fühlt sich bei uns wohl und ist gern gesehener Gast im Garten, da gerade Ameisen zu seiner Lieblingsspeise zählen. Doch wie lange wird er noch bleiben?

Der Rotmilan, noch zieht er seine Kreise über unserem Wald und den angrenzenden Wiesen und Äckern. Bereits im Jahr 2002 wurde er in die Vorwarnliste gefährdeter Brutvögel in Deutschland aufgenommen. Stromtrassen stellen eine erhebliche Gefahr für diesen großen Greifvogel dar.

Oder der Kiebitz. Während des Winters und der Zugzeit halten sich Kiebitze gerne auf abgeernteten Feldern und gepflügten Äckern auf. So kann man auch im Kiebitzgrund (wie der Gebietsname schon verdeutlicht) in manchen Jahren Scharen von Kiebitzen (sehr eindrucksvoll zuletzt im Jahr 2013) auf den Feldern von Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Großenmoor über Schlotzau bis hin ins benachbarte Michelsrombach beobachten. Das wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Auch Kraniche und Wildgänse führt der jährliche Vogelzug direkt über den Kiebitzgrund. Wie wird sich die Stromtrasse auf ihre Flugsicherheit und ihr Verhalten auswirken?

Da der Wald durch die Forstwirtschaft bereits ökonomisch genutzt wird, können sich die heimischen Tiere immer schwerer in ihrem natürlich angestammten Lebensraum zurechtzufinden. Auch die Fauna leidet. Konnte man sich vor einigen Jahren noch über ertragreiche Pilzgebiete freuen, sind sie inzwischen durch den Einsatz der schweren Gerätschaften im Wald dauerhaft zerstört worden. Sogar Heidelbeersträucher wurden professionell abgeschnitten und massenweise vermarktet.

Jetzt auch noch eine Megastromtrasse? Ein Pilotprojekt, ohne ausreichende Bedarfsanalyse, ohne Erfahrungswerte. Gerade von einem GRÜNEN Wirtschaftsminister in Hessen hätte man erwarten können, dass er solche Einschnitte in die Natur kritischer betrachtet.