Der Zug ist abgefahren

Bei Netzbetreiber TenneT hält man sich konsequent an den Zeitplan. Ohne Rücksicht auf die Einwände der zahlreichen Landkreise, Kommunen, Vereine, Bürger und Initiativen wird man versuchen die Antragsunterlagen für die Gleichstromtrasse SuedLink schnellstmöglich bei der Bundesnetzagentur vorzulegen. Denn es gilt ja ein größeres Ziel zu erreichen, der internationale Stromhandel soll Fahrt aufnehmen. Laut neuesten Pressemitteilungen hat Norwegen  die Lizenz für den Bau des Interkonnektors NordLink an Statnett vergeben, den norwegischen Projektpartner von TenneT. Lex Hartmann, Vorstand bei TenneT, drängt Deutschland zur Eile und droht bei Verzögerungen im Netzausbau mit regionalen Strompreiserhöhungen. Säbelrasseln an allen Ecken und Enden.

Projekte wie SuedLink brauchen eine lange und sorgfältige Planung und Herr Hartmann sollte besser die Öffentlichkeitsarbeit seiner Firma hinterfragen, als uns das Recht auf freie Meinungsäußerung abzusprechen und Dialog nur zu begrüßen, solange alle zuhören und nichts hinterfragen. Die deutschen Stromnetze gehören zu den besten der Welt, also bitte keine Panik verbreiten!

Ob sich die Mitarbeiter bei Netzbetreiber TenneT nach zahlreichen Infomärkten in Deutschland jetzt auf die Schulter klopfen können, sei dahingestellt. Wahrscheinlich gehören Motivationstraining und psychologische Betreuung bei Selbstzweifel zu den firmeninternen Leistungen. Denn wer möchte sich verantwortlich fühlen, durch gezieltes Taktieren, Verschweigen, Beschwichtigen und Hinhalten ein landesweites  Chaos entfacht zu haben? NordLink und SuedLink, Bruder und Schwester einer internationalen Monstertrassenfamilie? Da herrscht noch viel Redebedarf.

Die Bundesfachplanung – die vorletzte Hürde im Planungsverfahren zu SuedLink – ermöglicht den Bürgern erneuten Einspruch. Wird man am Ende wieder über die Köpfe der Menschen hinweg entscheiden? Im bisherigen Verfahren hatten wir keine Verbündeten. Weder Umweltverbände, Naturschutzbund, Gesundheitsbehörden, Strahlenschutzkommission etc., haben ihre Bedenken gegen SuedLink deutlich eingebracht. Wem kann man noch vertrauen, wer steht wirklich an der Seite der Bürgerinnen und Bürger? Wer von unseren gewählten Volksvertretern wird am Ende, wie Horst Seehofer in Bayern, einknicken und die Unausweichlichkeit dieser Trasse  als notwendiges Übel verkaufen?

Wir wehren uns mit all unseren Möglichkeiten gegen diese Stromtrasse, solange man nicht fair und offen über die Notwendigkeit, die Planbarkeit und letztendlich die mögliche Umsetzung mit den Bürgern und Bürgerinnen spricht. Im Landkreis Fulda versucht man nun, im letzten Moment auf den Protestzug aufzuspringen. Der Bundestagsabgeordnete Michael Brand möchte die politischen Vertreter der Kreise Fulda und Vogelsberg zum Treffen mit TenneT Vorstand Lex Hartmann am 24. Oktober nach Fulda einladen. Und die Bürgerinitiativen? Bleiben wieder außen vor? Klingt nach Kaffeekränzchen!

 

Strom für Leben. Ist Strom gesund?“ @Flickr von Thomas Schlosser