Keiner will die HGÜ-Trassen!

 


 

Es ist schon eigenartig, wie sich die Perspektive verändert, wenn man plötzlich selbst betroffen ist. Für alle Menschen entlang des von TenneT geplanten SuedLink-Vorzugskorridors waren die letzten Wochen geprägt von Zukunftsängsten und damit verbundener Hilflosigkeit. Die Bürgerinitiativen haben sich im gemeinsamen Protest verbündet und man war sich einig, niemand will diese HGÜ-Trasse SuedLink!

Das aktuelle Statement von Bayerns Wirtschaftministerin Aigner zur Trassenführung sorgte bei vielen Politikern für Aufruhr. Doch nun erkennt man die taktische Heuchelei der letzten Wochen und Monate. Für Ost- und Nordhessen hat sich kein Mitglied der Landesregierung bisher stark gemacht, warum auch, die Trasse war ja weit genug entfernt – von Frankfurt, Offenbach und Gießen. Den Bürgerinitiativen wurde vorgeworfen, man würde die Energiewende verhindern, sollte der Protest gegen SuedLink nicht aufhören.  Der europäischen Gemeinschaft müsse Rechnung getragen werden hieß es von Seiten der BNetzA, ein gemeinsamer Stromhandelsmarkt sei unumgänglich und natürlich könne durch das neue Stromnetz nicht nur „grüner Strom“ fließen.

Die Lobbyisten sind aufgeschreckt, die bisherige Strategie (Windstrom aus dem Norden muss in den  Süden geleitet werden) geht nicht richtig auf. Was jetzt folgen wird, ist ein Machtwort aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Der Name des Ministeriums ist Programm – die Wirtschaft braucht Energie. Eilig werden weitere Infoveranstaltungen für uns Bürger organisiert, man will mit aller Macht die Akzeptanz für die HGÜ-Trassen herstellen. Wahrscheinlich aus Angst vor immer mehr Bürgerprotesten plant man noch vor der politischen Sommerpause eine Entscheidung zu den HGÜ-Trassen. Doch den SuedLink und auch die Süd-Ost-Trasse einfach als Fakt festzulegen, wird die Menschen nicht verstummen lassen. Wir erwarten ehrliches Verstehen und die Erkenntnis, dass solche gigantischen Infastrukturmaßnahmen nicht ohne transparente Offenlegung der Hintergründe gebaut werden können.

Nachfolgende Filme geben einen Einblick in die Arbeit der Bürgerinitativen und den anhaltenden Protest.

Menschen unter Strom – eine Trasse zerstört die Region 1/2

Menschen unter Strom – eine Trasse zerstört die Region 2/2

Stromtrasse für alle?

 

 

Wer direkt in seinem Lebensumfeld vom Bau der Trassen betroffen ist, wehrt sich. Und das zu Recht! Es muss ein klares Zeichen an die Politik gesetzt werden, das letzte Wort hat auch in diesem Fall der Souverän – die Bevölkerung!

Rot-Grün erlebt zurzeit Wählereinbrüche und wenn man sich in der Position zu SuedLink nicht endlich gesprächsbereit zeigt – und zwar auf Bundesebene – wird sich dieser Trend fortsetzen. Die CDU steht genauso in der Pflicht und lässt gerade in Hessen ein Mindestmaß an Verständnis vermissen.

Der Landesverband der Bürgerinitiativen in Hessen schreibt in seiner jüngsten Presseerklärung vom 18.05.2015:

Der Landesverband der Bürgerinitiativen in Hessen lehnt die SuedLink-Trasse bereits grundsätzlich ab und erwartet nun von der Hessischen Landespolitik einen überparteilichen Schulterschluss gegen SuedLink und zwar ohne Wenn und Aber. Der bayerische Vorstoß und die Reaktionen aus Hessen und Baden-Württemberg zeigen es: Keiner will diese Monstertrasse vor der eigenen Haustür haben, auch nicht Volker Bouffier und Tarek Al Wazir in ihren Vorgärten und Wahlkreisen.
Deshalb kann es aus hessischer Perspektive nicht angehen, Nord- und Osthessen den SuedLink-Planungen ohne politische Gegenwehr zu „opfern“, nur damit der eigene Hausfrieden in Südhessen gewahrt bleibt. Nicht das „Wie“, sondern das „Ob“ des ganzen Vorhabens muss grundlegend diskutiert und Alternativen geprüft werden, lautet die zentrale Forderung der Bürgerinitiativen. Andernfalls wirkt die kategorische Ablehnung eines bestimmten Trassenverlaufs heuchlerisch und kann politisch nicht ernst genommen werden. Die hessische Landesregierung hat hier bislang auf ganzer Linie enttäuscht.

Der bayerische Energiedialog hat gezeigt, dass man die Energiewende auch ohne die sog. Super-Grits SuedLink und Süd-Ost-Link gestalten und meistern kann. Da die Bundespolitik dieses Ergebnis ignorieren will und die Unterstützung aus anderen betroffenen Bundesländern ausbleibt, ist es aus bayerischer Sicht daher mehr als nachvollziehbar, sich vor die eigene Bevölkerung zu stellen und einen Trassenverlauf über eigenes Landesgebiet abzulehnen. Es handelt sich hier mehr als nur um einen Hilferuf oder Treppenwitz, es ist ein Weckruf an alle politisch Verantwortlichen in unserem Land, die Energiewende im Punkt Netzausbau grundlegend zu überdenken.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.